07.07.2022

Irgendwann ereilt es jeden Bikefan. Du fährst auf deinem Rennrad, Trekkingrad, Gravelbike oder MTB und plötzlich gibt die Gangschaltung seltsame Laute von sich. Ein Rattern, Knarzen oder vielleicht ein schleifendes Geräusch. Das liegt unter anderem daran, dass auch die Gangschaltung einem Verschleiß unterliegt und sich sowohl die Zähne der Zahnräder als auch die Schaltzüge abnutzen. In diesem Fall musst du die Gangschaltung „nachjustieren“. Ist der Seilzug gerissen, musst du die Gangschaltung komplett neu einstellen. Das Team von Zweiradexpress zeigt dir heute, wie du locker und ohne Stress „in die Gänge“ kommst.

Die Gangschaltung richtig einstellen

Die Gangschaltung richtig einstellen

Gangschaltung einstellen – die Basics für Anfänger

Geübte „Schrauber“ können diesen Teil überspringen. Falls du als Anfänger noch nie Hand an dein Bike gelegt hast, solltest du dich hier erst einmal mit den Grundlagen beim Gangschaltung einstellen vertraut machen. Am Hinterrad blickst du auf verschieden große Zahnkränze, die sich einzeln Ritzel nennen. Das gesamte Konstrukt wird auch als Schaltgruppe oder Schaltkassette bezeichnet. An der Tretkurbel befindet sich hingegen das Kettenblatt bzw. mehrere Kettenblätter. Mit einem deiner Schalthebel betätigst du an der Tretkurbel den Umwerfer, der die Kette aufs größere Kettenblatt hievt oder auf das kleinere Kettenblatt abstreift.

Wie funktioniert das Schaltwerk bei einer Gangschaltung?

Mit dem anderen Schalthebel betätigst du am Hinterrad das Schaltwerk. Hierbei handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel von mehreren Umlenkrollen (für die Kettenführung) und einem Zugspiel, das, wie auch vorne an der Tretkurbel, die Kette auf das gewünschte größere Ritzel hievt oder es auf ein kleineres Ritzel hinunterführt. Dass du am Berg in einen „kleinen Gang“ schaltest, dürfte klar sein. Ebenso, dass du dich für ordentlich Speed im flachen Gelände im höchsten Gang bewegst.

Aber wie funktioniert das Ganze? Mithilfe der Übersetzung. Wenn du am Berg vorne auf das kleinste Kettenblatt schaltest und gleichzeitig hinten das größte Ritzel wählst, bewegst du dich im „Schneckentempo“ fort. Hierfür musst du aufgrund der Übersetzung nur wenig Kraft aufwenden. Willst du hingegen im flachen Terrain deinen Geschwindigkeitsrekord brechen, wirst du auf das größte Kettenblatt schalten und hinten das kleinste Ritzel wählen – bei maximalem Kraftaufwand. So sieht das auf einen Blick aus:

Hinterrad Tretkurbel Gang Wirkweise Aktion
kleinstes Ritzel großes Kettenblatt größter Gang schwerster Tritt Für Full Speed in ebenem Gelände
größtes Ritzel kleines Kettenblatt kleinster Gang leichtester Tritt Für steilste Bergfahrten

So sieht eine Gangschaltung am Hinterrad im Detail aus.

So sieht eine Gangschaltung am Hinterrad im Detail aus.

Gangschaltung einstellen – das Schaltwerk nachjustieren

Die Wirkungsweise einer Gangschaltung ist dir nun vertraut, dann geht es um die erste Problemlösung. Im optimalen Fall benötigst du für das Nachjustieren nicht einmal Werkzeug und hast das Problem in ein paar Minuten gelöst. Du spannst dein Bike in den Fahrrad-Montageständer und schaltest die Gänge mit Blick auf die Ritzel durch. Nun wirst du vermutlich folgendes feststellen. Da der Schaltzug mit der Zeit an Zugkraft nachlässt, springt die Kette nur schwer auf das nächst größere Ritzel. Im ungünstigsten Fall kannst du auf das größte Ritzel gar nicht mehr schalten. Wie gehst du vor?

Die Gangschaltung mit dem Stellrädchen einstellen

Am Schalthebel, dort wo der Zug das Schaltgehäuse verlässt, befindet sich ein Stellrädchen. Mit diesem kannst du dem Zug ENTWEDER mehr Spiel verschaffen (der Zug wird lockerer) ODER du legst mehr Zugkraft in das Stahlseil, indem du es spannst. Teste das einfach mal an. IM UHRZEIGERSINN lockerst du den Seilzug, ENTGEGEN dem Uhrzeigersinn erhöhst du die Spannung. Jetzt müsste es eigentlich schon „Klick“ bei dir machen.

Da dein Zug mit der Zeit an Spannkraft verliert, würde es wenig Sinn ergeben, den Zug zusätzlich zu lockern. Demnach wirst du die Stellschraube für mehr Zug ENTGEGEN dem Uhrzeigersinn nach außen drehen müssen. Ergo: Du hast nun mehr Seilzugpower und kannst die Kette leichter auf das größte Ritzel drücken. Sollte das Manko in der Schaltung damit nicht behoben sein, geht es weiter ins Detail. Dafür gehen wir im nächsten Beispiel davon aus, dass du die Schaltung komplett neu einstellen musst.

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Schaltzug gerissen – einen Neuen einstellen

Ein wichtiger Tipp gleich vorneweg: Schaltwerk und Kette sind eine Einheit. Bevor du deine Gangschaltung komplett neu einstellst, checke erst deine Kette auf Abnutzung. Solltest du wenig später eine neue Kette benötigen, musst du die ganze Arbeit nochmal machen.

Beim Entfernen des alten Schaltzuges hast du gesehen, welche Schraube den Zug am Schaltwerk fixiert. Übrigens sind die Stell- und Spannschrauben je Fahrradtyp unterschiedlich. Bei einem Rennrad wirst du vermutlich auf Inbusschrauben treffen. Bei einem MTB oder Trekkingbike sind es üblicherweise Kreuzschlitzschrauben. Das Gangschaltung einstellen funktioniert vom Prinzip her jedoch gleich. Ok, lass uns weiter loslegen.

Nun geht es ins Detail – Gangschaltung einstellen

Die Stellschraube oben am Schalthebel drehst du zunächst IM UHRZEIGERSINN ganz ins Gehäuse und danach zwei komplette Umdrehungen wieder heraus. Begründung? Damit du später genug Spiel für Zugspannung und Feinjustierung hast.

►Im ersten Schritt:

Müssen wir zunächst die Schaltbegrenzung festlegen. Was bedeutet das? Ohne eine korrekte Schaltbegrenzung kann es vorkommen, dass die Kette entweder vom kleinen Ritzel springt und in der Hinterradachse landet, oder, über das große Ritzel hinwegspringt, dort in deine Speichen gerät und diese beschädigt.

Wir stellen zunächst die untere Schaltbegrenzung am kleinen Ritzel ein. Du hast den neuen Zug am Schaltwerk eingelegt und mit der Klemmschraube fixiert. Deine Kette befindet sich hinten am Schaltwerk auf dem kleinsten Ritzel und vorne auf dem größten Kettenblatt. Du stellst dich nun hinter das Schaltwerk und blickst auf die Kette – ob die Umlenkrolle und das kleine Ritzel übereinander in einer Linie positioniert sind. Um diese optimale Position zu erreichen, steht dir eine Einstellschraube zur Verfügung.

Auf diesem Bild die Schrauben in Nahaufnahme

Auf diesem Bild die Schrauben in Nahaufnahme

Die beiden Stellschrauben für die Schaltbegrenzungen sind meist mit „L“ und „H“ gekennzeichnet. Was für „LOW-Gear (kleiner Gang = größtes Ritzel)“ und „HIGH-Gear (großer Gang = kleinstes Ritzel“) steht. Für die untere Schaltbegrenzung ist somit die H-Schraube zuständig. Drehst du die Schraube IM UHRZEIGERSINN drückst du die Kette in Richtung Speichen. GEGEN DEN UHRZEIGERSINN kommt dir die Kette entgegen. HINWEIS: Gehe hier behutsam vor. Bereits auf eine Vierteldrehung reagiert deine Kette sehr sensibel.

Die Schaltbegrenzung am kleinen Ritzel ist vollbracht. Jetzt steht die Einstellung der Zugspannung an. Schalte nun die Kette hoch in Richtung größtes Ritzel (Berg-gang). Du wirst womöglich feststellen, dass dir hierzu die nötige (Zug-)Power fehlt. Indem du das Stellrädchen am Schalthebelgehäuse GEGEN DEN UHRZEIGERSINN drehst, erhöhst du die Spannung und kannst die Kette somit leichter auf das größte Ritzel hieven. Ist das gelungen, steht die obere Schaltbegrenzung an.

Für die obere Schaltbegrenzung befindet sich die Kette wie gesagt hinten auf dem größten Ritzel und vorne auf dem kleinsten Kettenblatt. Die Kette läuft demnach von oben gesehen wieder schön gerade und nicht schräg. Das solltest du übrigens beim Fahren generell vermeiden, da dies die sowohl die Kette als auch die Zähne der Ritzel und Kettenblätter extrem belastet. Nun kannst du wieder checken, ob die Umlenkrolle und das große Ritzel sich auf einer Linie gegenüberstehen. Zur Einstellung nutzt du diesmal die L-Schraube. IM UHRZEIGERSINN kommt dir die Kette entgegen, GEGEN DEN UHRZEIGERSINN wandert sie in Richtung Speichen.

Die L- und H-Schraube einstellen bei der Gangschaltung

Besonderheit L- und H-Schrauben: Nicht immer sind die Schrauben beschriftet und sie liegen je nach Schaltwerk auch nicht immer nebeneinander bzw. sind seitlich versetzt oder hintereinander positioniert. Macht aber nichts. Hier hilft ein Trick. Schau dir die Sache aus der Nähe an. Bei der unteren Schaltbegrenzung drückt nur die dafür zuständige Schraube auf eine kleine Plattform. Die andere Schraube liegt frei. Wenn du später die obere Schaltbegrenzung einstellst, ist es genau umgekehrt. Du hast somit die Schrauben auch ohne Kennzeichnung definiert.

Als nächstes kümmern wir uns beim Kettenumlauf um den sogenannten Umschlingungswinkel. Was bedeutet das? Wie du siehst, wird die Kette über mehrere Umlenkrollen auf das gewünschte Ritzel befördert. Bis hinauf zum größten Ritzel für die Fahrt bergauf. In dieser Position rückt aber die Umlenkrolle dem großen Ritzel ganz schön nahe auf die Pelle. Damit die Kette komplett schön rund läuft und nichts hakt, gibt der Hersteller hier einen Abstand vor. Auch für den Umschlingungswinkel gibt es eine Stellschraube, die sich in der Nähe der L- und H-Schrauben befindet. Der Abstand zwischen Umlenkrolle und großem Ritzel liegt in der Regel bei ca. 5 mm. Hier kann dir eine Schieblehre gute Dienste leisten.

Nun folgt noch die Feinjustierung. Das Prozedere entspricht genau dem, das wir oben schon beim Nachjustieren beschrieben haben. Denn hast du die Schaltung über die Schaltbegrenzungen so weit eingestellt, kann es sein, dass entweder die Kette etwas zögerlich bis zum kleinsten Ritzel abspringt, ODER, dass du die Kette nur schwer auf das große Ritzel hieven kannst. Ist das Erstere der Fall, gib dem Zug etwas mehr Spiel, also das Stellrädchen im Uhrzeigersinn ins Gehäuse drehen. Im zweiten Fall das Stellrädchen gegen den Uhrzeigersinn herausdrehen, damit mehr Spannung auf den Zug kommt.

Der Umwerfer im Bild ganz unten

Der Umwerfer im Bild ganz unten

Gangschaltung einstellen – den Umwerfer justieren

Deine Kette läuft jetzt hinten schön rund und flüssig über die Ritzel, aber vorne an der Kurbel bei den Kettenblättern hakt und scheuert es? Dann müssen wir uns noch um den Umwerfer kümmern. Das erweist sich aber als relativ easy, da auch hier wieder bekannte Stellschrauben auftauchen.

Bevor du den Umwerfer mittels Seilzug einstellst, checke, ob sich der Umwerfer in der richtigen Position/Ausrichtung befindet. Das äußere Leitblech des Umwerfers sollte parallel zum großen Kettenblatt laufen. Der Abstand zwischen dem Leitblech und den äußeren Zähnen des Kettenblatts sollte in etwa 2 mm betragen.

Auch beim Thema Umwerfer einstellen, beginnen wir mit dem unteren Anschlag. Dazu liegt die Kette vorne auf dem kleinen Kettenblatt und hinten auf dem größten Ritzel auf. Wirf jetzt einen Blick auf die Kette und den Abstand zum inneren Leitblech. Dieser Abstand sollte minimal sein. Die Kette sollte demnach das innere Leitblech gerade so nicht berühren, aber keinesfalls daran schleifen.

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Mit der L-Schraube kannst du die Begrenzung verändern. IM UHRZEIGERSINN wandert der Umwerfer nach außen in Richtung Kurbel. GEGEN DEN UHRZEIGERSINN wandert der Umwerfer in Richtung Rahmen. Du ahnst es vermutlich schon, wie bereits zuvor bei der Gangschaltung an der Kassette, folgt nun die Einstellung der Zugspannung.

Für die Einstellung der Zugspannung schaltest du vorne auf das größte Kettenblatt und hinten auf das kleinste Ritzel. Jetzt sollte die Kette im Idealfall das Außenblech des Umwerfers gerade nicht berühren. Die Zugspannung stellst du wieder vorne am Schalthebel mit dem Stellrädchen ein. Auch hier gilt, IM UHRZEIGERSINN lockert den Zug. GEGEN DEN UHRZEIGERSINN ergibt mehr Spannung auf den Stahlzug.

Der letzte Schritt bei der Einstellung der Gangschaltung

Im letzten Schritt stellst du noch die äußere Begrenzung für den Umwerfer ein. Auch hier sollte die Kette das äußere Leitblech des Umwerfers gerade nicht berühren. Nun ist es die H-Schraube, mit der du die Begrenzung einstellen kannst. Richtig! Denn wir befinden uns mit großem Kettenblatt auf kleinem Ritzel ja wieder im „High-Gear“. IM UHRZEIGERSINN wandert der Umwerfer näher zum Rahmen hin. GEGEN DEN UHRZEIGERSINN wandert der Umwerfer vom Rahmen weg in Richtung Kurbel.

Es ist vollbracht. Gangschaltung einstellen ist mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung gar nicht so schwer. Schalte jetzt alle Gänge durch und teste, ob die Kette vom kleinsten bis zum größten Gang deinen Rapid-Fire-Befehlen folgt. Viel Spaß beim Biken.

Nun steht einer wunderschönen Fahrt nichts mehr im Wege

Nun steht einer wunderschönen Fahrt nichts mehr im Wege

Wir hoffen, das euch unser Magazin Beitrag hilft, die Gangschaltung neu einzustellen. Besucht uns auf auf Zweiradexpress und findet die passenden Ersatzteile. Bei Fragen könnt ihr uns auch gerne per Email kontaktieren: info@zweiradexpress.com